Schluss mit Sauftourimus
Die Bewohner von Barcelona demonstrierten jetzt erstmals öffentlich gegen den Partytourismus in ihrer Stadt. Lärm, Dreck und illegale Untervermietung von Wohnungen belasten Einheimischen.
Proteste in Barcelona gegen «Sauftouristen»
In Barcelona haben hunderte Bewohner gegen «Sauftouristen» demonstriert. Wie die Lokalpresse berichtete, richtete sich die Serie der spontanen nächtlichen Proteste vor allem gegen illegale Ferienwohnungen im hippen Stadtteil Barceloneta. In diesen Appartements feiern junge Urlauber oft nächtliche Partys, die die übrigen Anwohner nicht zur Ruhe kommen lassen. Die Opposition im Stadtparlament hielt Bürgermeister Xavier Trias eine verfehlte Tourismus-Politik vor. Die Stadtverwaltung verstärkte die Polizeipräsenz, um die Gemüter in dem Szene-Viertel zu beruhigen.
Barcelona protestiert gegen Partyurlauber
Benimm-Regeln für Touristen
Das
auf einer Halbinsel gelegene Barceloneta war von Touristen lange Zeit
gemieden worden, obwohl es unmittelbar an einen breiten Sandstrand
angrenzt. Der Stadtteil galt als Armenviertel, in den kleinen Wohnungen
lebten vor allem Fischer und Industriearbeiter. Dies änderte sich, als
zu den Olympischen Spielen 1992 eine Strandpromenade angelegt und ein
Teil der Gebäude in den engen Straßenschluchten renoviert wurde. Damit
wurde das Viertel auch für den Tourismus interessant.
Die
Proteste richten sich vor allem dagegen, dass Wohnungen illegal als
Ferienappartements vermietet werden. Dort kontrolliert niemand, wie
viele junge Urlauber Quartier beziehen und ob die Nachtruhe eingehalten
wird. Nach Informationen der Lokalpresse sind in Barceloneta, wo etwa
16.000 Menschen leben, nur 72 Ferienwohnungen legal zugelassen. Die
Demonstranten schätzen die Zahl der illegalen Quartiere auf mehr als
1000.
Illegale Ferienwohnung
Ausgelöst
hatte die Proteste ein eher harmloser Vorfall. Eine kleine Gruppe von
Urlaubern war völlig nackt durch die Hauptstraße des Viertels spaziert
und in einen Supermarkt gegangen. Der Besitzer wies die jungen Männer
hinaus. Ein Anwohner fotografierte die Szene und verbreitete die Bilder
im Internet. „Dies war kein Einzelfall. Die Touristen tun hier, was sie
wollen“, beklagte der Hobbyfotograf.
Die
Einheimischen sahen darin nicht nur eine Unanständigkeit oder ein
schlechtes Benehmen. „Sie empfanden den Vorfall zutiefst als eine
Provokation und als eine beleidigende Demonstration von
Respektlosigkeit“, berichtete „La Vanguardia“. Das Blatt wies allerdings
auch darauf hin, dass die Urlauber Barcelona viel Geld einbringen.
„Gegen den Tourismus insgesamt zu demonstrieren, ist so, als würde man
Steine auf das eigene Dach werfen.“
Die
Stadtverwaltung verstärkte die Polizeikräfte in dem Viertel und kündigte
an: „Wir werden mit ungesittetem Benehmen null Toleranz walten lassen.“
Barcelona hatte schon vor Jahren eine Verordnung mit „Benimmregeln“
erlassen. Die angedrohten Geldstrafen scheinen jedoch die erhoffte
Wirkung verfehlt zu haben.
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